Nur Ökostrom aus neuen Anlagen in Deutschland zählt Leserbrief zu „RWE investiert Milliarden in Ökostrom-Produktion“,
Neue OZ vom 06.11.2007
Sehr geehrte Damen und Herren,
dass die RWE mit ihrem neuen Chef Dr. Großmann sich in Erneuerbaren Energien (EE) engagieren wollen, ist nur zu begrüßen. Dabei muss klar sein: Nur Ökostrom aus neuen Anlagen zählt wirklich. Strom aus den längst bestehenden Kraftwerken an Isar, Main und Donau bringt uns der Energiewende nicht wirklich näher. Den hatten wir schon immer, der ändert nichts.
Was wir brauchen, sind immer neue Regenerativ-Anlagen, die immer mehr Ökostrom erzeugen, der immer mehr Dreckstrom verdrängt und immer billiger wird. Prognosen sagen, dass Windstrom schon 2014 mit dem Herstellungspreis von Egalstrom konkurrieren kann. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) mit seinem Umlagesystem ist also eine Investition in die sehr nahe Zukunft.
Und zwar bei uns. Wenn Herr Großmann das EE-Geschäft „national wie international“ ausbauen möchte, nützen die im Ausland investierten Milliarden leider nur den RWE-Aktionären, nicht aber uns. Davon würde Deutschland nicht erneuerbar. Nur das aber kann das Ziel sein, wenn wir das Klimaproblem bekämpfen, aus der Kernenergie aussteigen wollen und der Ölpreis auf 100 Dollar pro Fass ansteigt – und mit ihm der Gaspreis. Als Antwort auf diese Entwicklung brauche wir die Milliarden-Investitionen in die EE bei uns – und nicht anderswo.
Nun zu uns nach Osnabrück: Das Ökostrom-Programm der Stadtwerke ist zwar eine ehrliche Sache, es weist dem Regenerativstrom in unserer Stadt aber von vorn herein eine Nischenrolle zu: Wer möchte, kann ja zwei Cent mehr bezahlen, für einen guten Zweck. Was wir brauchen, ist aber, dass Ökostrom zum Normalstrom wird in Osnabrück, und dafür wünschen wir uns von den Stadtwerken ein klares Bekenntnis zum Klimaschutz (u. A. in ihrer Satzung) und viel mehr Aktivitäten im massiven Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung, des Einspar-Contractings und der Erneuerbaren Energien. Dann kommen wir nämlich voran mit der Energiewende in Osnabrück.
Und Herrn Großmann sollten wir bei seinem neuen Job genau auf die Finger schauen, ob er seinen Worten auch Taten folgen lässt – und welche.
Klaus Kuhnke
Solarenergieverein Osnabrück e.V.
Liebe Leserbriefredaktion,
jetzt noch eine Bitte, die ich früher schon einmal gestellt habe und heute wiederhole:
Wenn ich unter Solarenergieverein einen Brief schreibe, möchte ich bitte auch mit dieser Absenderangabe zitiert werden und nicht als Professor der FH. Das bin ich zwar auch, aber bei diesen energiepolitischen Stellungnahmen trage ich eben manchmal den Hut des Solarenergievereins – und den des Professors dafür ein andermal.
Danke für Ihr Verständnis.
Klaus Kuhnke