hier bekommen Sie den Leserbrief von Renate Vestner-Heise zur „Dichtung und Wahrheit“ der Außendarstellung der Stadtwerke Osnabrück. Wer weiß, wann er gedruckt wird.
Sonnige Grüße
Klaus Kuhnke
Leserbrief von Renate Vestner-Heise zu:
“ Stadtwerke-Kritiker bleiben anonym“,
NOZ vom 23.5.09
Mein Stil ist es auch nicht, bei Nacht und Nebel Plakate der Stadtwerke zu „korrigieren“. Aber – ehrlich gesagt – freut es mich, dass auch andere Menschen die Werbekampagne der Stadtwerke Osnabrück für ihr Ökostromangebot als Volksverdummung empfunden haben.
Was nützt es, dass die Stadtwerke Strom aus Wasserkraftwerken, die es schon seit Jahrzehnten gibt (und die womöglich im Besitz von RWE oder anderen Stromriesen sind, die Ihr Geld hauptsächlich mit Kohle- oder Atomstrom mach en) an ökologisch engagierte Kunden weiterverkaufen?!
Im Jahr 2005 haben ca. 200 Haushalte freiwillig den Ökoaufschlag von 2 ct. pro Kilowattstunde gezahlt, die Stadtwerke haben noch 2ct draufgelegt und mit diesem Geld dann Projekte zu Unterstützung von Erneuerbaren Energien finanziert, die sonst nicht verwirklicht werden konnten. Es kamen so sagenhafte 10.664 Euro zusammen – peanuts im Vergleich zu den Geldmengen, die die Stadtwerke seit 2007 in die Planung und in den Bau von umweltschädlichen Kohlekraftwerken fließen lässt und noch fließen lassen will; da geht es nämlich um über 60 Mio Euro.
Natürlich gibt es noch die Windkraftwerke auf dem Piesberg, die jetzt durch größere und effektivere ersetzt werden sollen – und was auch Geld kosten wird (ca. 7 Mio Euro). Das ist auf jeden Fall richtig und wichtig.
Aber im Vergleich zu den ungeheuerlichen Strommengen, die die Stadtwerke in Zukunft aus de n neuen Kohlekraftwerken beziehen wollen, sieht die Umweltbilanz der Stadtwerke trotz „repowering“ auf dem Piesberg traurig aus: 6 Megawatt installierteWindenergie-Leistung stehen 60 Megawatt Kohlestrom gegenüber. Da Windräder im Gegensatz zu Kohlekraftwerken nicht ständig voll ausgelastet sind, wird also in Zukunft der Strommix der Stadtwerke aus ca.30 mal mehr selbst produziertem Kohlestrom als Windstrom bestehen.
Noch hätten die Stadtwerke die Möglichkeit zumindest aus dem 3. geplanten Kohlekraftwerk (in Krefeld/Uerdingen) ganz auszusteigen und die Megawattzahl der anderen 2 Kohlekraftwerksbeteiligungen zu reduzieren. Die Teutoburger-Energie-Netzwerke (TEN), die Gebiete südlich von Osnabrück versorgen, haben genau dies vor 2 Monaten getan. Allerdings standen da wirtschaftliche Gründe im Vordergrund; sie sagten sich wohl, lieber jetzt mit überschaubaren Verlusten das „Kohleabenteuer“ bee nden, als in wenigen Jahren wirtschaftlich daran zu Grunde gehen.
Zur Zeit kann sich jeder, dem die Zukunft unserer Kinder – und auch die wirtschaftliche Zukunft unserer Stadtwerke! – am Herzen liegt, in den Osnabrücker Bioläden über einen Wechsel zu einem echten Ökostromanbieter informieren. Ich hoffe, dass die Stadtwerke ihre Kohlepläne noch einmal überdenken, wenn sie merken, dass sie dadurch Kunden verlieren.
Dr. med. Renate Vestner-Heise
Bohnenkampstr. 14
49082 Osnabrück