Richtig ist:
Der Ausbau von Photovoltaikanlagen ging schneller, als die Regierung geplant hat. Aber was wollten wir noch eigentlich? Die Energiewende. Bitteschön: Hier ist sie.
Richtig ist: Die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG-Umlage) beträgt heute 5,3 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh). Angeblich müssen sie die Stromverbraucher alle bezahlen. Tatsächlich zahlen sie gerade die dicksten Stromverbraucher zum sehr großen Teil nicht: Sie profitieren von der Regelung, die sie von der EEG-Umlage ausnimmt, um sie international wettbewerbsfähig zu halten. Ursprünglich gedacht für Stahl- und Aluminiumwerke u.ä., hat die schwarz-gelbe Regierung immer mehr Firmen in die EEG-Befreiung hinein genommen; heute sind es weit über 2000. Kohlegruben, Schlachthöfe und Rechenzentren für Banken gehören heute genauso dazu wie Milchbetriebe und Brötchenbäcker.
Es gibt Beispiele für Betriebe, die ihren Stromverbrauch künstlich hoch getrieben haben, um wegen hohen Stromkostenanteils an der Wertschöpfung in den Kreis der Begünstigten zu kommen, und der Umweltminister schaut zu. Ohne diesen exzessiven Missbrauch der Umlagebefreiung würden wir heute nicht 5,3, sondern nur 3,7 ct/kWh für die Erneuerbaren zahlen. Da wäre noch viel Luft.
Richtig ist auch: Die EEG-Umlage steigt, wenn die Preise an der Strombörse fallen, weil mehr Wind- und Solarstrom erzeugt wird. Das ist grotesk: Gerade die Photovoltaik macht den Strom billiger, weil sie mittags die Verbrauchsspitze glättet; teure Gaskraftwerke müssen nicht anspringen. Billigerer Börsenstrompreis bedeutet aber, dass die Differenz zur EEG-Vergütung für die Anlagenbetreiber steigt, und diese Differenz wird auf die Stromverbraucher umgelegt. Erst machen also die Erneuerbaren den Strom billiger, und dann steigt gerade deswegen die Umlage. Dieser verrückte Zusammenhang heißt Merit-Order-Effekt, und es ist eine der vordringlichsten Aufgaben der neuen Bundesregierung, im neuen EEG diesen Merit-Order-Effekt zu entschärfen, damit er nicht weiter die Energiewende belastet.
34 000 Megawatt (MW) installierte Solarstrom-Leistung haben wir heute. Wie viel Solarstrom-Leistung wollen wir in Zukunft am Netz haben? 52 000 MW, sagt die Bundesregierung, mehr nicht. Das ist der „schwarz-gelbe Deckel“. Manche Experten sagen, nicht 52 000, sondern 152 000 oder 200 000 MW wären richtig, dann kommen wir besser durch den Winter. Natürlich hätten wir dann manchmal zu viel Strom im Netz, aber abschalten müssten wir selten: Wir können den Strom speichern, dafür gibt es heute schon ganz andere Möglichkeiten als gestern, und morgen noch mehr, und wir können überschüssigen Strom in Wärme umwandeln. Industriewärme und warmes Wasser werden bei uns das ganze Jahr gebraucht, und ein elektrischer Widerstandsheizer (eine Art Tauchsieder) ist der billigste Energiewandler überhaupt.
Wer soll diese Solarstromanlagen alle bezahlen? Wir selbst – immer mehr auch ohne EEG-Umlage. Strom vom Dach kostet heute um die 15 ct/kWh, und für den Strom aus der Steckdose zahlen wir heute im Durchschnitt über 27 ct/kWh. Jede selbst erzeugte und selbst verbrauchte Kilowattstunde bringt uns also 12 Cent. Hier funktioniert das Sparen mit der Sonne inzwischen auch ohne EEG, Vergütung und Umlage.
Und wer sagt eigentlich, dass Solar immer nur Strom ist?
Solarkollektoren liefern warmes Wasser zum Duschen, Waschen, Baden und Wärme für die Heizungsunterstützung. Das lohnt sich für die Umwelt – und für den Geldbeutel auch, und zwar umso mehr, je stärker der Öl- und der Gaspreis steigt. Der erste steigt gerade mal wieder, und der zweite sowieso immer.
Diffamieren Sie die Solarenergie ruhig weiter, Herr Altmaier.
Wir bauen und sparen schon mal weiter – in eigener Regie, ob Ihnen das nun passt oder nicht.
Klaus Kuhnke
Solarenergieverein Osnabrück e. V.