mit der heutigen Verkündung der neuen EEG-Umlage (6,24 ct/kWh ab 2014 statt bisher 5,277 ct/kWh) ist die Diskussion Über die Erneuerbaren wieder voll eröffnet, und alle werden ihren Senf dazugeben. Wir haben uns schon öfter dazu geäußert: Die EEG-Umlage müsste nicht erhöht, sondern könnte sogar gesenkt werden, wenn
die vielen Ausnahmen für Industrie und Gewerbe abgeschafft würden und
- die Kopplung der Umlage an den (gesunkenen) Börsenpreis aufgegeben würde (Merit-Order-Effekt).
Die NOZ hat auf den heutigen Tag mit einer Artikelserie (eher: einer Kampagne) vorbereitet und die Energiewende ganz schön madig gemacht. Als Antwort kommen hier zwei Leserbriefe von Kerstin Rademacher und von mir.
Viel Spaß beim Lesen, und erhalten Sie sich bei aller Desinformation den nötigen Zorn, den es braucht, um auch nach der Regierungsbildung die Energiewende am Laufen zu halten.
Sonnige Grüße
Klaus Kuhnke
Übrigens:
Am 30.11. ist zentrale Demonstration in Berlin für Energiewende, die Erneuerbaren und das EEG. Nix wie hin.
Leserinnenbrief von Kerstin Rademacher zu “ Ökostrom setzt Stadtwerke unter Druck“ vom 12.10.2013
Jetzt ist genau das passiert, was die Osnabrücker Klimaallianz den Stadtwerken schon vor 6 Jahren prophezeit hat:
Abgesehen von der fatalen klimapolitischen Entscheidung, in fossile Stromerzeugung statt in Erneuerbare Energien (EE) zu investieren, würden die Stadtwerke auch mit den damals geplanten zwei Kohlekraftwerken in ein wirtschaftliches Abenteuer schlittern. Jetzt geht es nur noch um das Kohlekraftwerk in Lünen, weil aus den Plänen für Krefeld-Uerdingen Gott sei Dank nichts geworden ist. Aber dies ist ärgerlich genug.
Der wichtigste Grund für die wirtschaftliche Fehlplanung der Stadtwerke wird in dem Artikel gar nicht mehr erwähnt – obwohl der Stadtwerkesprecher dies freimütig vor einigen Monaten eingeräumt hatte: die SWO (und der Trianel-Verbund) hatten sich zu sehr auf einen funktionierenden Handel mit Verschmutzungsrechten – sprich: CO2-Zertifikaten – verlassen. Sie hatten auf hohe Preise für CO2 gesetzt. Dies hätte dazu geführt, dass die alten Kohlekraftwerke mit ihren hohen Emissionen zu teuer geworden wären und freiwillig von den Betreibern stillgelegt würden. Dann hätten die Stadtwerke mit ihren neuen Kohlekraftwerken einen ausreichenden Marktvorteil.
Jetzt kam es anders als gedacht: Weil viel zu viele CO2-Zertifikate verschenkt wurden – und besonders viele an die dreckigsten fossilen Kraftwerke – ist der Preis für eine Tonne CO2 in den Keller gefallen. Das heißt, moderne Kohlekraftwerke mit höherem Wirkungsgrad haben überhaupt keinen Vorteil am Markt und die alten, bereits abgeschriebenen Dreckschleudern werden natürlich weiterbetrieben.
Die zweite Sache, die falsch eingeschätzt wurde, ist die schnellere Zunahme des EE-Stroms. Eigentlich ein Grund zur Freude, aber natürlich dumm, wenn man selber Kohlestrom verkaufen will und das am liebsten rund um die Uhr, damit das Kraftwerk optimal ausgelastet ist und möglichst bald die hohe Investition abgeschrieben ist. Dies wird jetzt wohl nicht mehr möglich sein: denn der Kohlestrom wird nur noch für wenige Stunden am Tag oder vielleicht bald nur noch an manchen Tagen im Jahr benötigt. Dazu kommt, dass auch ein modernes Kohlekraftwerk träge ist und nicht mal eben innerhalb von 15 Minuten seine Leistung hochfahren kann. Das können nur Gaskraftwerke und darum sind nur diese zur Zeit noch vernünftige Ergänzungen für die Stromerzeugung aus Wind und Sonne.
Der SWO-Sprecher Herr Hörmeyer wollte nichts zur Höhe des Verlustgeschäftes sagen, meinte aber, dass sich das nicht auf die Bilanz der SWO auswirken würde. Wieso soll sich ein Millionen-Verlustgeschäft nicht auf die Bilanz eines Unternehmens auswirken? Oder ist das nur ein Rechentrick, dass man ein Abschmelzen von Rücklagen nicht in die Bilanz miteinbeziehen muss? Und warum erfahren wir nichts über die vermutete Höhe der Verluste? Schließlich sind die SWO eine 100%ige Tochter der Stadt – und die Stadt sind nun mal wir Bürgerinnen und Bürger.
Leserbrief von Klaus Kuhnke zu „Ökostrom setzt Stadtwerke unter Druck“, Kraftwerken droht Stilllegung“ und „Stromkunden müssen mehr zahlen“
Kraftwerke fürs Nichtstun bezahlen
Sehr geehrte Damen und Herren,
– „An der Strombörse … sinken die Preise durch die Auswirkungen des EEG“, beklagen Sie. Das stimmt: Die Erneuerbaren haben den Strom billiger gemacht! Und das nicht nur an manchen sonnen- und windreichen Stunden, sondern auch im Jahresdurchschnitt. Das soll man dem Erneuerbare- Energien-Gesetz (EEG) nicht vorwerfen, sondern ihm danken. Dabei bleibt allerdings ein Wunsch übrig: Die Energieversorger hättenuns diese Ersparnis ruhig mal weitergeben können.
– Die Kraftwerksbetreiber wollen nun nicht mehr für ihren verkauften Strom (der wird nämlich immer weniger), sondern auch für den nicht verkauften Strom bezahlt werden, für das Vorhalten ihrer Kraftwerksreserve. Sehr gute Idee, das hätte manch anderer auch gern: Der Schuhhändler, der sich sein Lager gern von den Schuhkäufern (oder vom Staat) finanzieren lassen möchte, der Schlittenhändler, der nach einem warmen Winter auf all seinen Rodelschlitten sitzen geblieben ist. Marktwirtschaft sieht anders aus. Kann ja sein, dass der Markt hier nicht richtig funktioniert, aber dann müssen die Beteiligten das auch mal zugeben und von ihren hohen Gewinnerwartungen runterkommen (RWE und E.on zusammen 2012: 19 Milliarden, mehr als die gesamte Ökostromumlage 2011) und dann erst den Staat und die Öffentlichkeit um Hilfe bitten.
– Statt nun immer auf dem EEG herumzuhacken (ja, ich weiß, es muss modifiziert und den Gegebenheiten angepasst werden, aber nicht abgeschafft), kann man ja auch mal fragen, wie gut denn eigentlich diese Strombörse funktioniert: Wenn die verbleibenden konventionellen Kraftwerke nur noch manchmal laufen müssen, dann wird ihr Strom natürlich teurer. Und wenn der gebraucht wird, weil die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht, dann muss er eben bezahlt werden, teuer wie er ist. Und wenn die Börse ihn nicht bezahlt, dann wird er wohl auch nicht gebraucht. Das ist Angebot und Nachfrage, so funktioniert der Markt. Wer sagt denn immer, wir brauchen mehr Markt in der Energieversorgung? Genau dieselben, die sich heute ihre Kraftwerke fürs Nichtstun bezahlen lassen wollen.
– Die Stunden, in denen wir teuren Strom von Kraftwerken brauchen, die sonst still stehen, werden glücklicher Weise immer weniger. Es werden nämlich immer mehr Sonnen- und Windanlagen gebaut, und gerade die zunehmende Zahl von Windanlagen (an Land, verbrauchernah) werden uns nachts und im trüben Winter versorgen, wenn die Sonne nicht oder wenig scheint. Wir sind also auf gutem Wege.
– Die abstruseste Idee auf der ganzen Seite ist ja wohl der „Kohlecent“. An den Kommentator: Wir wollen nicht die Kohlewende, sondern die Energiewende hin zur regenerativen Vollversorgung. Und dafür zahlen wir schon unseren Cent: Das ist die EEG-Umlage. Die kann man übrigens kräftig senken durch Abkoppeln vom Börsenpreis und vor allem durch Rückgängig-machen der unsinnigen Ausnahmen für Wirtschaftsbetriebe im Inland, die nichts mit dem internationalen Wettbewerb am Hut haben.
– „Welchen Tod wollen wir sterben?“ Noch so ein Unsinn. Wir wollen überhaupt keinen Tod sterben, Herr Hinrichs, sondern mit Klimaschutz und erneuerbaren Energien ein menschenwürdiges und versorgungssicheres Leben führen. Da wollen wir hin. Und wenn uns die neue Bundesregierung keine Knüppel zwischen die Beine wirft, sind wir, wie gesagt, auf gutem Wege.
Klaus Kuhnke
Solarenergieverein Osnabrück