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Leserbrief: Solaranlagen auf Dächern und Äckern

zum Leserbrief von Dr. G. Kooiker: „Solaranlagen gehören auf Dächer, nicht auf Äcker“, Neue OZ v. 17.11.2009

Sehr geehrte Damen und Herren,
Ja, Solaranlagen gehören auf Dächer. Ja, es sind noch viel zu viele Dächer ungenutzt, und: Ja, Umweltschutz und Energiegewinnung miteinander zu vereinbaren, das muss das Ziel bleiben.
Dennoch bedarf das Thema, das Dr. Kooiker in seinem Leserbrief aufgreift, einer differenzierten Betrachtung, und es ist auch etwas richtig zu stellen.

1. Solaranlagen in der freien Fläche sind keine Versiegelung. Je nach Neigung muss man zwischen den Solarmodulen etwa die gleiche bis doppelte Fläche frei halten, sonst beschatten sie sich gegenseitig. Regenwasser versickert, Gras und Kräuter können wachsen.

2. Der Raum zwisch en und unter den Modulen ist weder für Flora noch für die Fauna verloren. Seit der Frühzeit der Fotovoltaik wissen wir von den Anlagen auf der Insel Pellworm, dass zwischen Solarmodulen Schafe weiden können. Viele Freiflächen-Solaranlagen werden auf die Wiese gestellt, das Gras bleibt erhalten. Und dort, wo vor Aufstellung der Module der Boden planiert wurde, kommt nach einiger Zeit die Sukzessions-Flora durch: Die Natur holt sich ihre Fläche zurück! Zwar sind die Bedingungen nicht mehr dieselben wie zuvor: Es wird deutlich schattiger auf dem Boden; das Wachstum verläuft langsamer. Aber die standortgerechte Besiedlung mit geeigneten Pflanzen stellt die Natur an jeder Fotovoltaikanlage auf der freien Fläche von Neuem unter Beweis. Und so wie viele Tiere sich schon lange unserer Zivilisation angepasst haben, so suchen sich auch unter und zwischen den Solarmodulen immer neue Tiere ein geeignetes Plätzchen: Freie Nischen in der Natur ble iben nicht lange ungenutzt; Biologen wissen das selbst am besten.

3. Solaranlagen gehören auf Dächer, und wir sollten alle Dächer nutzen. Ob wir aber, wenn wir es ernst meinen mit der Energiewende, auf Freiflächen-Solaranlagen ganz verzichten können, wage ich zu bezweifeln. Das Beispiel Straßenverkehr macht es deutlich: Mit der Ernte von einem Hektar Raps kann man mit mit einem Diesel ca. 23 000 km im Jahr fahren. Von einem Hektar Solarfläche kommen Sie mit einem vergleichbaren Elektroauto in Jahr einhundert Mal so weit: ca. 3,3 Millionen Kilometer (!). Wir können zwar oftmals aufs Auto verzichten, auf einige Solarstromanalgen an geeigneter Stelle in der freien Fläche wahrscheinlich nicht.

4. Energie und Umwelt miteinander zu vereinbaren, bleibt mit oberstes Ziel, wenn es um die Energiewende geht. Es gibt abschreckende Beispiele, z. B. das Meer von Plastikfolien, das quasi lückenlos die Gemüsegebiete des südlichen Spanienes bedeckt.  Dahin werden wir es nicht kommen lassen. Es ist nicht zu befürchten, dass die Solartechnik großflächig unsere Natur verschlingt. Ein paar Flächenanlagen auf Grenzertrags-Böden und Konversionsflächen dürfen es aber schon sein. Und wie man eine Freiflächenanlage naturfreundlich in ein Biotop integriert und auf diese Weise die Belange des Naturschutzes und der Energiegewinnung miteinander versöhnt, zeigt das gute Beispiel der Solaranlage in Hemau. Ein Bild lege ich bei.

Sonnige Grüße
Klaus Kuhnke
Solarenergieverein Osnabrück e.V.
Postfach 1940, 49009 Osnabrück

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