Leserinnenbrief zu ” Ökostrom setzt Stadtwerke unter Druck”
vom 12.10.2013
von Renate Vestner-Heise
Jetzt ist genau das passiert, was die Osnabrücker Klimaallianz den Stadtwerken schon vor 6 Jahren prophezeit hat:
Abgesehen von der fatalen klimapolitischen Entscheidung, in fossile Stromerzeugung statt in Erneuerbare Energien (EE) zu investieren, würden die Stadtwerke auch mit den damals geplanten zwei Kohlekraftwerken in ein wirtschaftliches Abenteuer schlittern. Jetzt geht es nur noch um das Kohlekraftwerk in Lünen, weil aus den Plänen für Krefeld-Uerdingen Gott sei Dank nichts geworden ist. Aber dies ist ärgerlich genug.
Der wichtigste Grund für die wirtschaftliche Fehlplanung der Stadtwerke wird in dem Artikel gar nicht mehr erwähnt – obwohl der Stadtwerkesprecher dies freimütig vor einigen Monaten eingeräumt hatte: die SWO (und der Trianel-Verbund) hatten sich zu sehr auf einen funktionierenden Handel mit Verschmutzungsrechten – sprich: CO2-Zertifikaten – verlassen. Sie hatten auf hohe Preise für CO2 gesetzt. Dies hätte dazu geführt, dass die alten Kohlekraftwerke mit ihren hohen Emissionen zu teuer geworden wären und freiwillig von den Betreibern stillgelegt würden. Dann hätten die Stadtwerke mit ihren neuen Kohlekraftwerken einen ausreichenden Marktvorteil.
Jetzt kam es anders als gedacht: Weil viel zu viele CO2-Zertifikate verschenkt wurden – und besonders viele an die dreckigsten fossilen Kraftwerke – ist der Preis für eine Tonne CO2 in den Keller gefallen. Das heißt, moderne Kohlekraftwerke mit höherem Wirkungsgrad haben überhaupt keinen Vorteil am Markt und die alten, bereits abgeschriebenen Dreckschleudern werden natürlich weiterbetrieben.
Die zweite Sache, die falsch eingeschätzt wurde, ist die schnellere Zunahme des EE-Stroms. Eigentlich ein Grund zur Freude, aber natürlich dumm, wenn man selber Kohlestrom verkaufen will und das am liebsten rund um die Uhr, damit das Kraftwerk optimal ausgelastet ist und möglichst bald die hohe Investition abgeschrieben ist. Dies wird jetzt wohl nicht mehr möglich sein: denn der Kohlestrom wird nur noch für wenige Stunden am Tag oder vielleicht bald nur noch an manchen Tagen im Jahr benötigt. Dazu kommt, dass auch ein modernes Kohlekraftwerk träge ist und nicht mal eben innerhalb von 15 Minuten seine Leistung hochfahren kann. Das können nur Gaskraftwerke und darum sind nur diese zur Zeit noch vernünftige Ergänzungen für die Stromerzeugung aus Wind und Sonne.
Der SWO-Sprecher Herr Hörmeyer wollte nichts zur Höhe des Verlustgeschäftes sagen, meinte aber, dass sich das nicht auf die Bilanz der SWO auswirken würde. Wieso soll sich ein Millionen-Verlustgeschäft nicht auf die Bilanz eines Unternehmens auswirken? Oder ist das nur ein Rechentrick, dass man ein Abschmelzen von Rücklagen nicht in die Bilanz miteinbeziehen muss? Und warum erfahren wir nichts über die vermutete Höhe der Verluste? Schließlich sind die SWO eine 100%ige Tochter der Stadt – und die Stadt sind nun mal wir Bürgerinnen und Bürger.