Leserbrief zu „Ökostrom-Umlage auf Rekordhoch“, NOZ v. 15.10.2016

Einseitig gejammert

Sehr geehrte Damen und Herren,
Der Artikel über die Erhöhung der EEG-Umlage um einen halben Cent reiht sich ein in das allgemeine Gejammer über „saftig“ steigende Strompreise. Zitiert werden der Bundesverband der Deutschen Industrie und der Verband kommunaler Unternehmen, deren energiepolitische Aufgabe fast schon per Definition das Klagen über die Energiewende ist. Die Niedersächsische Industrie- und Handelskammer sieht das anders: „Die Energiewende … ist positiv in der Wirtschaft angekommen“. (NOZ v. 18.10.2016)

Und der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert „eine faire Verteilung der Belastungen“. Wie wahr. Denn die Ökostrom-Umlage zahlen Haushalte und Gewerbe, die Industrie jedoch nur zum Teil: Immer mehr Unternehmen stellen ihren eigenen Stromverbrauch als relevanten Anteil ihres Umsatzes dar und erhalten dann die Befreiung von der Umlage. Was für ein international operierendes Stahlwerk wie Georgsmarienhütte, das seinen ganzen Stahl mit Strom aufschmilzt, sinnvoll und richtig ist, wird bei Bäckereien und Golfplätzen zum Witz. Aber auch solche Betriebe lassen sich von der EEG-Umlage befreien. Selbst Solaranlagenbetreiber, die ihren Strom selbst erzeugen und selbst verbrauchen, müssen sich an der EEG-Umlage beteiligen, Kraftwerke mit ihrem Eigenverbrauch jedoch nicht. Ohne all diese Ausnahmen könnte die EEG-Umlage um fast die Hälfte geringer ausfallen.

Und dennoch: Die Erhöhung um einen halben Cent, das sind bezogen auf einen Strompreis von rund 30 Cent pro Kilowattstunde (kWh) rund 1,5 Prozent. Fast alles andere steigt stärker an im Preis, nur das billige Öl hält uns zur Zeit die Inflation so niedrig, wie sie ist.
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Energie-Termine SEV und IVEE Frühjahr/Sommer 2016

Wir laden ein zu folgenden Veranstaltungen von uns oder unseren Partner-Organisationen (Stand 01.01.2016)

Do., 07.01.2016
Energie selber machen, speichern und nutzen. Vortrag von Udo Högemeier über sein selbst realisiertes Semi-Autarkiekonzept mit PV, Speicher, BHKW, Intelligenz und 2 E-Fahrzeugen. Zusammen mit Bund deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure, BG Osnabrück.
19:30 Uhr Lagerhalle, Rolandsmauer 26, Osnabrück (DL, KK)

Do., 21.01.2016
SEV- und IVEE-Treffen. 19:30 h, Grüner Jäger, An der Katharinenkirche 1, Osnabrück

Do., 18.02.2016
SEV- und IVEE-Treffen. 19:30 h, Grüner Jäger, An der Katharinenkirche 1, Osnabrück

20. – 21.02.2016
Immobilienmesse der Sparkasse. SEV berät verunsicherte Alt-, Um-, Aus-, An- und Neubau-Kandidaten über PV, Batteriespeicher, Solarthermie, Passivhausbau u.a.m.
10 – 17 Uhr, Sparkasse OS, Wittekindstr. 17, Osnabrück (ML)

Do., 03.03.2016
Solar-Balancer, Besichtigung. Zu viel Solarstrom auf dem Dach, zu wenig Wärme im Speicher? Der Solar-Balancer bringt überschüssigen Solarstrom zuverlässig ins Warmwasser statt ins Netz.
Vorführung der Neuentwicklung durch H. Gerbracht, 19:30 Uhr, Fritz Berend-Str. 61, OS.   (HG)

Do., 17.03.2016
SEV- und IVEE-Treffen. 19:30 Uhr, Grüner Jäger, An der Katharinenkirche 1, Osnabrück

09. – 10.04.2016
Energiemesse im ZUK. SEV berät schon wieder verunsicherte Alt-, Um-, Aus-, An- und Neubau-Kandidaten über PV, Batteriespeicher, Solarthermie, Passivhausbau u.a.m.
10 – 18 Uhr, Zentrum für Umweltkommunikation der Umweltstiftung, An der Bornau 2, OS (ML)

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279. Newsletter: Hochspannungsleitungen wohin und wofür?

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Leserbrief zu „Wo wird Erdkabel verlegt?“, NOZ v. 15.12.15

Sehr geehrte Damen und Herren,
Das Foto zu Ihrem Artikel ist ein Volltreffer. Es zeigt in schöner Übersicht, worauf es ankommt, und davor die Referenten, Fachleute allesamt, die aber zu der wichtigsten Frage nichts zu sagen wussten. Diese Frage lautet: Brauchen wir die Leitungen überhaupt?

Die Antwort ist ein klares Jein. Ja, teilweise, weil es das erklärte Ziel der Bundesregierung ist, in Zukunft einen Großteil unseres Stromes in der Nord- und Ostsee (offshore) zu erzeugen („da wo die Windanlagen keinen stören“). Und dann muss die Energie auf den neuen Stromautobahnen von Norden zu den Verbrauchszentren im Süden geleitet werden.
Und nein, weil inzwischen lange klar geworden ist: Die Offshore-Windanlagen werden gar nicht alle gebaut und auch nicht gebraucht. Denn die Verheißung der Windenergie auf See („doppelt so teuer, dreifacher Ertrag“) hat sich leider nicht bewahrheitet, eher umgekehrt: Sie ist wesentlich teurer und der Mehrertrag geringer. Und überall im Binnenland werden Windanlagen gebaut, weil es sich eben lohnt und der Windstrom auch im Binnenland eben nur etwa die Hälfte kostet verglichen mit Windstrom von der See. Und wenn die Bundesregierung eines Tages auch beim Ausbau der Solarenergiedie Handbremse wieder löst, kann dieser auch wieder voran schreiten, und zwar sogar schneller als geplant, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Also: Ein Teil der Nord-Süd-Fernleitungen wird wahrscheinlich obsolet, bevor er gebaut wird.

Die Karte auf dem Foto zeigt aber noch ein erstaunliches Phänomen, das uns nachdenken lassen sollte: Zwei der geplanten Stromautobahnen führen von Süden gar nicht nach Norden an die See, sondern direkt in die Bereiche Köln-Aachen und Leipzig-Dresden, also dorthin, wo heute die großen Braunkohlengebiete liegen, die auch noch ausgeweitet werden sollen, und die dazugehörigen Braunkohle-Großkraftwerke, zur Zeit unsere dreckigsten Stromerzeuger. Und die sollen ja bekanntlich noch lange laufen. Hier drängt sich unmittelbar der Verdacht auf, dass die Offshore-Windenergie als Argument herhalten soll (und später auch als Kostenträger) für neue Leitungen, die in Wirklichkeit der langfristigen Auslastung der Braunkohlekraftwerke dienen sollen.
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